Adventskalender #6

Die Geschichte von MO alias Mohammad – aus dem Flüchtlingsheim zum Landesvizemeister und fast zu Hertha BSC in nur einem Jahr 

Vor über zwei Jahren kam Mohammad alias „Mo“ als Flüchtlingskind mit seinen Eltern und Geschwistern in einer abenteuerlichen Flucht aus Afghanistan fast zu Fuß nach Deutschland. Ihre Unterbringung erfolgte bald im Flüchtlingsheim in Teltow. Der Alltag war zunächst für ihn und viele Kinder monoton, jedoch kickte Mo in jeder Sekunde mit dem Fußball.

Dies führte ihn dann in den Osterferien 2017 erstmalig auf das Vereinsgelände des RSV Eintracht 1949, wo er an einem Feriencamp der Fußballschule Weigang teilnahm. Dies hatten engagierte Helfer gemeinsam mit dem RSV organisiert und finanziert. Seitdem zog Mo unser Platz magisch an, nahezu täglich kam er nun hierher um zu bolzen. Kleinfeldkoordinator Roland Rannow war von Anfang an begeistert von Mo und riet dem damaligen U12 Trainer David Sommer, sich diesen jungen Flüchtling, der nur gebrochen deutsch sprach und noch nie in einem Verein gespielt hatte, dringend näher anzugucken. David Sommer war seinerzeit in der Vorbereitung der Kaderplanung seiner künftigen U13, die in der Landesliga West in der höchstmöglichen Brandenburger Spielklasse starten würde. Mit anfänglicher Skepsis lud er Mo zum Probetraining ein; sollte tatsächlich ein Junge vom Bolzplatz gleich das Potential für seine U13 haben?


„Vom ersten Augenblick an fiel mir seine Straßenkickermentalität auf, extrem ballverliebt und einige technische Schwächen“, lacht Sommer rückblickend. „Aber er zeigte von Anfang an den absoluten Willen, er gab niemals auf. So lud ich ihn für mehrere Wochen zum Training der U12 dazu, um dann eine Entscheidung zu treffen“.
Die letzte Entscheidung traf dann David Sommer mit seinem Co Levi Böttcher bei einem Berliner Turnier, wo Mo mit seiner überragenden Einstellung überzeugte und dem Trainergespann damit klarmachte, dass er ihr Team bereichern wird.
Nun galt es einen Spielerpass zu organisieren, was in Zusammenarbeit mit dem Teltower Flüchtlingsheim reibungslos funktionierte. Somit stand fest: Mo wird in der Saison 17/18 in der U13 des RSV spielen können.
Rückblickend die absolut richtige Entscheidung. Der Junge vom Bolzplatz, der noch nie im Verein gespielt hatte, lieferte eine überragende Saisonleistung auf. Mit 24 Toren bester Torschütze der Mannschaft, zweitbester Scorer der Landesliga West und sicherer Stammspieler. „Mo hat den absoluten Willen Fußballprofi zu werden, dies zeigt er in jeder Minute des Trainings und bei den Spielen. Er rennt und rennt und rennt und versucht seiner Mannschaft überall zu helfen. Dies unterscheidet ihn von den meisten Spielern. Sein Deutsch ist zwischenzeitlich richtig gut geworden, er ist in der Schule und in der Mannschaft sehr beliebt und bestens integriert worden. Sein einziges Manko bleibt die Mannschaftstaktik, andererseits soll er auch seine Ballverliebtheit und sein Ego behalten“, erklärt Sommer. Durch seine Spielweise habe er das Niveau des Teams merklich angehoben.
Da die U13 nicht nur bei den AOK Juniorenmasters teilnahm, sondern sich auch bei einer Vielzahl hochkarätiger Turniere in Berlin zeigte, wurden andere Vereine auf Mo aufmerksam, so auch die Bundesligaprofis von Hertha BSC. Im Frühjahr luden sie ihn zu mehreren Probetrainings ein. Ein Traum wurde für Mo wahr. „Ich war hin- und hergerissen!“, resümiert Sommer. „Einerseits möchte ich natürlich Mo gerne weiterhin beim RSV sehen, andererseits freue ich mich für ihn, wenn er sich zu einem Profiverein entwickeln kann.“ Sommer begleitete Mo zu den Probetrainings bei der Hertha, um ihm eine optimale Vorstellung zu ermöglichen. Am Ende reichte es dann nicht ganz für einen Wechsel zu, für Mo zunächst eine Riesenenttäuschung. David Sommer tröstet jedoch „Er ist ja nicht aus den Augen von Hertha, er wechselt bei uns in die U14 auf das Großfeld, kann sich hier in seiner geliebten und gewohnten Umgebung weiterentwickeln. Wir sind stolz ihn weiter bei uns haben zu dürfen und geben alles, diesen Fußballjuwel weiter fördern zu dürfen!“

Letztes Event für Mo waren die Landesmeisterschaften am 23.06.2018 auf der heimischen Zille Anlage. Hier lieferte Mo erwartungsgemäß ein überragendes Turnier und wurde zu einem der besten Spieler des Turniers gewählt. Bei der Ehrung konnte sich Mo jedoch nicht freuen; nur wenige Minuten zuvor hatte seine RSV Mannschaft im Finale knapp gegen das Team von Energie Cottbus im Elfmeterschießen verloren.

Mit ein wenig Abstand wird Mo erkennen, was er für ein brillantes Jahr hinter ihm liegt: Hallenkreismeister, Staffelsieger der Landesliga West, Landesvizemeister und einige persönliche Auszeichnungen haben ihn in den Fokus gebracht. Wir freuen uns den weiteren Weg mit Dir gemeinsam gehen zu können.

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